Das Strohhaus
Stroh-Geschichte(n).
Häuser mit Stroh zu bauen, ist keine neue
Erfindung. Schon lange wurden Dächer mit Strohbündeln
gedeckt, Stroh mit Lehm gemischt wurde für Ziegel und Putze
verwendet, Fachwerkhäuser wurden nicht selten mit einem
Gemisch aus Stroh und Lehm gedämmt. 1884 gab es in den
USA erste Dampfbetriebene Strohballenpressen, womit der Verwendung
von Stroh neue Dimensionen eröffnet wurden. Zuerst schichteten
Landarbeiterinnen in Nebraska (eine Region mit ausgedehntem
Getreideanbau) die überdimensionalen Ziegel zu eingeschossigen
Häusern, welche zunächst nur als temporäre Bauten
gedacht waren. Diese Bauweise ist heute als "lasttragende
Bauweise" bekannt.
In der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts
entstanden weitere Strohballenhäuser, auch zweistöckige
Holzständerkonstruktionen mit Strohdämmung. Einige
dieser ältesten europäischen Strohballenhäuser
stehen heute noch. Nachdem in den 1950er bis 80er Jahren Strohhäuser
mehr und mehr durch die standardisierten Massen-Baustoffe ersetzt
wurden, erhielten sie ab den 1980er Jahren ein Revival. Zunächst
von der Ökobewegung und einer breiten Selbstbauer-Bewegung
getragen, erfreut sich heute der Strohballenbau zunehmender
Beliebtheit. Es gibt einige Forschungsprogramme, und baurechtlich
ist Stroh als Baustoff zwar noch nicht standardisiert, aber
durchaus genehmigungsfähig.
Was muss ich können?
Eine Wand trennt Räume. Sie soll dafür
sorgen, dass sich der klimatische Zustand im Innenraum vom Außenraum
unterscheiden kann, im Innern soll ein für Menschen angenehmes
Klima entstehen. Und sie hat statische Aufgaben zu erfüllen.
Ich werde die Strohwand vor allem auf ihren Einsatz im Wohnungsbau
hin betrachten. Hierzu muss eine Wand winddicht sein. Sie muss
Regen und Feuchtigkeit draußen halten, aber auch im Innenraum
ist sie der Feuchtigkeit ausgesetzt (v.a. Bad, Küche).
Des Weiteren soll sie gute Wärmedämmeigenschaften
aufweisen und am besten auch ein hohes Wärmespeichervermögen.
Auch gegen Schallbelastung und Abgasbelastung der Luft soll
die Außenwand schützen. Eine Wand soll mindestens
so lange halten, wie die Nutzung des Hauses dauern soll. Darum
muss sie UV- beständig sein, Insekten und Pilze könnten
die Wand angreifen, und sie ist hohen Temperaturschwankungen
ausgesetzt. Chemische Belastungen aus Luft und Regen greifen
die Oberfläche der Wand an, der Wechsel von hoher Luftfeuchtigkeit
und extremer Trockenheit zu verschiedenen Jahreszeiten tut das
seine. Aber auch hohen mechanischen Belastungen muss die Wand
standhalten - zum einen muss sie alle Lasten aus dem gesamten
Gebäude ins Fundament leiten, zum anderen muss sie auch
der Abnutzung durch die Bewohner standhalten.
Konstruktion und Statik.
Stroh wird heute in verschiedenen Formen verwendet.
Zum einen werden Strohballen in lasttragender Bauweise eingesetzt,
zum anderen als Raumabschluss und Dämmebene in Holzständerkonstruktionen.
Stroh wird auch als Dämmstoff im Holztafelbau und Holzrahmenbau
eingesetzt, welche die Herstellung von Fertigteilen ermöglichen.
Des Weiteren gibt es Strohmatten und Strohplatten, die als Dämmstoff,
Putzträger oder Trennwandelemente einsetzbar sind. Auch
die nachträgliche Dämmung vorhandener Wände ist
möglich, bringt aber einigen konstruktiven Aufwand mit
sich. Im Folgenden wird die Stroh-Wand in lasttragender und
nicht-lasttragender Bauweise vorgestellt. Bei der Lasttragenden
Bauweise werden die stark verdichteten Ballen im Verband aufgeschichtet.
Früher wurden sie oft auf im Fundament verankerten Stangen
aufgespießt, heute ist das Anbringen von Latten auf der
Außenseite üblicher. Den oberen Abschluss der Wand
bildet ein Ringanker, welcher mit Gurten oder Gewindestangen
zum Fundament hin verspannt wird.
Die so erzielte Vorspannung soll etwas größer
sein als die durch die einzubringende Dachlast erzeugte Spannung,
um den späteren Setzungsprozess vorweg zu nehmen. Der Putz
trägt weitgehend zur Horizontalaussteifung des Gebäudes
bei und trägt seinerseits auch Lasten ins Fundament ab.
Diese Bauweise ermöglicht kurze Bauzeiten und niedrige
Baukosten durch ihre einfache Konstruktion mit geringem Planungsaufwand.
Bisher sind jedoch mit Kleinballen nur eingeschossige, mit Jumboballen
zweigeschossige Gebäude möglich. Die Tragfähigkeit
lasttragender Strohballenkonstruktionen wird derzeit noch erforscht.
Bei der nicht-lasttragenden Konstruktionsweise
werden die Strohballen als Ausfachung einer Holzständerkonstruktion
oder als durchgehende Scheibe vor oder hinter den Ständern
eingesetzt. Die Ballen sind untereinander und mit dem Fundament
verbunden. Diese Konstruktionsart ermöglicht auch größere
Öffnungen und mehrgeschossige Bauten, bringt aber auch
einen größeren Planungsaufwand mit sich. Wände
aus Strohballen weisen eine extrem hohe Elastizität auf:
Ein Strohballen, der bei einer Last von 36 Tonnen auf die Hälfte
seiner Höhe komprimiert wird, erlangt nach Entfernen der
Drucklast innerhalb weniger Tage exakt seine ursprüngliche
Form wieder (Bou- Ali: SHB AGRA- Tests). Ähnliche Elastizität
ist nur bei Gummi oder Stahlfedern bekannt.
Durch diese außerordentliche Elastizität
können Strohballenkonstruktionen sehr gut äußeren
Belastungen wie Wind, Schnee oder Erdbeben standhalten. An elastischen
bzw. reißfesten Putzen wird noch geforscht, auch besteht
die Frage, in welcher Form nicht-elastische Bauteile wie Fenster
oder Türen in die Konstruktion eingebunden werden können
sodass die Vorteile der Elastizität ausgenutzt werden können.
Anfang 2005 wurde das erste mehrgeschossige Strohballen-Mehrfamilienhaus
Europas in der Altmark fertig gestellt. 20 Menschen leben hier
auf ca. 530qm Nutzfläche. Eine lasttragende Strohballenkonstruktion
kann Dachlasten von mehr als 500kg/m tragen, wird sie gegen
Ausbeulen geschützt sind wahrscheinlich auch höhere
Belastungen möglich.
Wärme Eigenschaften.
Strohballen weisen eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit
auf, wobei liegende Ballen relativ zur Wanddicke mehr Wärme
durchlassen. Schon bei der Verwendung von stehenden Strohballen
(d=35cm) kann der Passivhausstandart mit einem U-Wert unter
0,15 W/m²K erreicht werden. Strohballen Speichern aufgrund
ihrer geringen Masse nur wenig Wärme - umso relevanter
ist für die Wärmespeicherung der innere Raumabschluss
der Strohballenwand. Ein 6cm dicker Lehmputz beispielsweise
kann durch wesentlich zum Wärmepuffer des Gebäudes
beitragen. Die gesamte Wärmespeicherfähigkeit Wand
aus stehenden Kleinballen mit 6cm Lehmputz innen entspricht
etwa der Speicherfähigkeit einer 11,5 cm dicken Backsteinwand.
Feuchtigkeit.
Stroh hat eine relativ hohe Wasserdampf-Durchlässigkeit.
Der ideale Feuchtegehalt von Stroh beträgt 8-14% relativer
Feuchte, Schimmel entsteht bei einem Feuchtigkeitsgehalt der
Strohballen von 15-20% (das entspricht einer relativen Luftfeuchtigkeit
von 70% in den Ballen) und bei einer Temperatur ab 20 Grad C.
Was möglichen Tauausfall in der Wand angeht, befinden sich
Strohballenwände am Rand des Rechenbaren. Wird aber die
innere Bekleidung sorgfältig und rissfrei ausgeführt
und besteht ein Dampfdiffusionsgefälle von innen nach außen,
so sind aus der Praxis bisher keine Probleme bekannt. Rechnerisch
(z.B. nach dem Glaser-Verfahren) ist des Öfteren mit Kondenswasserausfall
zu rechnen, dies ist jedoch unkritisch, wenn es sich nur um
geringere Mengen handelt, die durch Verdunstung und Belüftung
wieder entweichen können, auch Sonnenbestrahlung hilft
hier über kritische Situationen hinweg. Hinzu kommt, dass
Stroh aufgrund seines hohen Silikat-Gehaltes langsam verrottet
(selbst ungeschützt bewitterte Strohballen halten sich
jahrelang), und dass ein Lehmputz stark feuchtigkeitsausgleichend
wirkt. Unter Berücksichtigung eines durchdachten konstruktiven
Feuchteschutzes, ggf. mit Holzbeplankung an der Wetterseite,
ist die Strohballenwand also durchaus wetterfest: Ein Strohhaus
braucht nur hohe Stiefel und einen großen Hut.
Schädlingsbefall.
Die Sorge vor Schädlingsbefall liegt bei
dem Gedanken an ein Strohhaus nahe. Bei Untersuchungen in alten
und neuen Strohhäusern konnten aber keine Hinweise auf
Schädlingsbefall festgestellt werden. Ein 1994 in Swarthmore,
Pennsylvania, errichteter Testbau wurde nach 4 Jahren wieder
abgebaut und untersucht - auch hier lag keinerlei Schädlingsbefall
vor. Das begründet sich zum einen in der hohen Dichte der
Strohballen, welche ihn als Nistplatz etwa für Mäuse
unattraktiv macht. Ist die Strohballenwand rundherum intakt
verputzt, so ist auch die Gefahr, dass sich Insekten und andere
Kleinstlebewesen einnisten äußerst gering. Stroh
ist auch kein Nahrungsmittel für irgendwelche Nagetiere,
da das Korn ja fehlt.
Feuerverhalten.
Durch die kompakte Pressung enthält der Strohballen
nur wenig Luft und verhält sich im Brandfall wie Holz:
er verkohlt außen und baut so eine Schutzschicht auf.
Somit wird die Strohwand der Baustoffklasse B2 als normal entflammbar
zugeordnet und erreicht einen Feuerwiderstandswert F90 - Tests
in den USA haben sogar eine Feuerwiderstandsdauer von 120 Minuten
ergeben. Das heißt also, dass die Wand bei 90 bzw. 120
Minuten intensiver Befeuerung noch nicht zusammenbricht. Selbst
unverputzte Strohwände widerstanden der Befeuerung 36 Minuten
und der Brand ging nach beendetem Versuch von selbst wieder
aus.
Schalleigenschaften.
Strohballen bieten durch ihre relativ geringe
Dichte und hohe Elastizität einen sehr guten Schallschutz.
Gesundheit.
Im Bauprozess kann es bei StauballergikerInnen
zu unangenehmen Reaktionen kommen, im fertigen, verputzten Gebäude
sind keinerlei gesundheitliche Auswirkungen bekannt. Im Gegenteil
hat das Stroh in Verbindung mit Lehm ausgesprochen positive
Auswirkungen auf das Raumklima. Der Lehmputz wirkt feuchtigkeitsausgleichend
und luftreinigend. Eventuelle Auswirkungen von Spritzmitteln
bei Stroh aus konventioneller Landwirtschaft sind bisher nicht
untersucht worden. Es empfiehlt sich aber natürlich aus
ökologisch-politischer Sicht, Stroh aus biologischer Landwirtschaft
zu kaufen und diese damit zu unterstützen.
Lebenszyklus.
Strohballen sind ein Abfallprodukt aus dem Getreideanbau,
welcher eine unserer Haupt- Nahrungsquellen darstellt. 20% der
gesamten Ernte in Deutschland werden nicht für landwirtschaftliche
Zwecke benötigt und wurden bislang hauptsächlich verbrannt.
Damit ließen sich bundesweit jährlich ca. 350 000
Einfamilienhäuser bauen. Prinzipiell ist das Stroh von
jedem Getreide zum Hausbau geeignet, hierzulande wird meist
Roggen- oder Weizenstroh verwendet,also dezentral hergestelltes
Produkt, dessen Fertigung im Vergleich zur sonstigen Entsorgung
praktisch keinen Mehraufwand erfordert. So entstehen äußerst
geringe Transportkosten und die ansässigen Landwirte werden
unterstützt. Strohballen sind äußerst einfach
zu verarbeiten, sodass zum Strohballenbau einfaches Werkzeug
ausreicht und auch Ungeübte leicht in den Bauablauf einbezogen
werden können. Gerade im Wohnungsbau ist das attraktiv,
denn es ermöglicht einen großen Eigenbauanteil und
wird somit zu einem ganz eigenen Erlebnis für die zukünftigen
Bewohner -
besonders für Kinder. Die Verarbeitung von Strohballen
ist gesundheitlich absolut unbedenklich - im Gegenteil zu beispielsweise
dem Einsatz von Glaswolle. Es gilt beim Einbau von Strohballen
besonders auf ausreichend Regenschutz für die Ballen zu
achten, sowie darauf dass das Stroh gleichmäßig und
dicht gestopft wird und der Putz sorgfältig und lückenlos
angebracht wird. Strohballen wird eine erstaunliche Lebensdauer
zugesprochen: etwa 80 Jahre scheinen normal, in den USA bestehen
noch einige Häuser welche über 100 Jahre alt sind.
Zu Risiken und Nebenwirkungen
lesen Sie die Verpackungsbeilage
Strohballen werden aus einem Abfallprodukt eines
nachwachsenden Rohstoffes hergestellt, der in kürzester
Zeit nachwächst und zu 100% biologisch abbaubar ist. Berechnungen
von Richard Hofmeister (F.Ll.Wright School of Architecture,
Arizona) ergaben, dass Strohballen einen Primärenergiegehalt
von 14 MJ/m³ haben (vgl. Mineralwolle: 1667 - 2520 MJ/m³,
Ceuterik 1993). Während der Herstellung der Strohwand wird
ein ökologischer Fußabdruck von 2364 m²a/m²
verursacht - nur ein Zehntel dessen, was ein vergleichbarer
konventioneller Wandaufbau an natürlichen Flächen
verbraucht. Während ihres Wachstums bindet die Getreidepflanze
CO2 aus der Atmosphäre, welches bei der Verwendung der
Strohballen als Baustoff gespeichert wir - anstatt durch Verbrennung
oder Verrottung sofort wieder freigesetzt zu werden. Somit bietet
dieser Baustoff eine positive CO2-Bilanz (ich vermute aber,
dass hierbei die Abgase der Ackermaschinen außer Acht
gelassen wurden.).
Eigenarten und Gefühlswelten.
"Ja aber du bist doch so hässlich dick,
und gänzlich unmodern!" - Das wird mir des Öfteren
vorgeworfen, nachdem ich meine Ökologischen Seiten aufgeschlagen
habe. Eine ganz andere Sicht meines strohigen Charakters weiß
Holz in Art zu schildern.
Massive Wände erzeugen bei allen Öffnungen
nach außen sichtbare Übergangszonen, die in verschiedensten
Ausformungen möglich sind. Sie können zu sozialen
Räumen werden, Sitze, Nischen und Vitrinen beherbergen
oder persönlich gestaltete Passagen bilden - im Gegensatz
zu den Türen und Fenstern konventioneller Gebäude,
die genau genommen nichts als Öffnungen in einer Wand sind.
Die Massivität dieser Wände erlaubt es den Bewohner
Innen nicht nur, sie individuell zu gestalten und den eigenen
Bedürfnissen anzupassen sondern erzeugen auch das physische
und psychologische Gefühl von Wohlfühlen und Geborgenheit.
"Ein Aspekt beim traditionellen Bauen mit naturnahen Materialien
war ihre Dimensionierung nach den Maßen des menschlichen
Körpers. Sie sind so bemessen, dass sie von Hand verlegt
werden können."
Trotzdem gilt es natürlich, für jede
Bauaufgabe den passenden Baustoff zu wählen, und auch hier
möchte ich mit Holz in Art sprechen:
Alle Materialien haben individuelle Eigenschaften.
Holz ist warm, es birgt Leben in sich, obwohl der Baum längst
gefällt ist, Ziegel vermittelt beim Anfassen und Betrachten
immer etwas von der Wärme des Brennofens. Stahl ist hart,
kalt und zeugt vom Druck starker, mächtiger Industriemaschinen,
die ihn gerollt und gepresst haben; Kunststoff hat etwas von
dem unnatürlichen molekularen Prozess (Polymerisation)
an sich, durch den er entstanden ist, er steht außerhalb
der Sphäre des Lebens und ist, wie Stahlbeton, durch nicht
sichtbare Strukturgesetze gebunden. Aus diesen Eigenschaften
heraus sprechen die Materialien zu uns. Es ist schwer, aus unbehandeltem
Holz einen Raum mit kühler Ausstrahlung herzustellen, und
schwierig, einen warmen, weichen, zugänglichen Raum aus
Beton zu bauen.
Das Strohballenhaus,
ist beinahe unschlagbar - eine echte Alternative und ökologisch
gebaut.
Holz in Art verwendet für
das Strohhaus den leichten Holzrahmenbau zur Lastabtragung,
inkl. Planung und Ausführung
bis schlüsselfertig.
Die leichten Holzständerwände
werden mit ca. 40 cm breiten Strohballen ausgefacht.
Das Strohhaus wird
in fertigen Wandelementen angeliefert.
Gerne senden wir Ihnen ein detailliertes und sorgfältig ausgearbeitetes Angebot zu.
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